H.I.T.T. - ein tiefenpsychologisch-orientiertes Verfahren

In Hypnose ist es möglich, auch längst Vergessenes bzw. Verdrängtes wieder bewusst werden zu lassen. Defizite der seelischen Entwicklung lassen sich so z. B. mit den besonderen Methoden der H.I.T.T. [3] auffüllen, ohne dass dabei die Lebensgeschichte „verändert“ wird. Die ursprünglichen Wesensanteile und die hinter ihnen stehenden Kräfte werden bewusst erkannt und für ihre eigentliche Bestimmung befreit.

Die besondere Effizienz dieses Therapieverfahrens beruht nicht zuletzt darauf, dass die frühe Kindheit nach heutigem Wissensstand weitgehend im Bewusstseinszustand der Hypnose verläuft (biologisch verständlich, weil im Bewusstseinszustand der Hypnose die Lern- und Merkfähigkeit des Kindes wesentlich erhöht ist), dass es analytisch-therapeutisch oft darum geht, die frühkindlichen hypnotischen Suggestionen auf der gleichen Gehirnebene „aufzulösen“, in der sie seinerzeit eingeprägt wurde. Eine rationale Therapie, die sich vornehmlich an das Bewusstsein der linken Großhirnhemisphäre richtet, kann dies nicht in dieser Weise leisten.

Einige Begriffe ...

Hypnose …

Hypnose ist entwicklungsgeschichtlich der älteste Bewusstseinszustand des Menschen, der in den entsprechenden Gehirnbereichen ständig aktiv bleibt und lebenswichtige Aufgaben erfüllt. Er ist sehr viel älter als der Schlaf und das rationale „Wachbewusstsein“ und vermischt sich ständig mit diesen beiden jüngeren Bewusstseinszuständen.

Therapeutische Hypnose …

In der therapeutischen Hypnose bleiben sowohl der freie Wille, das Bewusstsein als auch die Erinnerung an das erhalten, was während der Hypnose an Eindrücken und Botschaften aus tieferen Bewusstseinsebenen auftaucht und unter Mithilfe des Hypnosetherapeuten analytisch bearbeitet wird.

Frühkindliche Entwicklungsphasen …

werden als prägend für die Entwicklung eines Menschen angesehen. Neben den durch Sigmund Freud unterschiedenen Phasen lassen sich weitere ähnliche Unterteilungen anführen, teilweise auch anders benennen [vgl. u. a. W. J. Meinhold: Das große Handbuch der Hypnose, Ariston Verlag, S. 138 ff. bzw. 304 ff]:

Beispiele zu frühkindlichen Prägungen …

Symbiotische Phase = z. B. Herausbildung eines Grundvertrauens (negativ: Grundängste); Grund-Geborgenheit (negativ: Unfreiheit / Rückzug); Grund-Akzeptanz (negativ: Schuld- und Unwertgefühle)

Geburt = erster Vorgang der Befreiung und der eigenen Verantwortlichkeit (Abnabelung) – (negativ: z. B. bei Komplikationen während der Geburt, Ängste der Enge)

Orale Phase = sinnliches Erleben (befriedigendes Erleben aller in dieser Phase wichtigen Sinne) – negativ: z. B. kann mangelnde Zuwendung zu einer mangelnden Genussfähigkeit führen bzw. aus dem Mangel ein Versuch der Kompensation herausgebildet werden (z. B. Trinksucht, Rauchsucht)

Erste-Reifungs-Phase = Zeit der Be-Sinnung und erste ICH-Bildung; verstärkte Entwicklung der Individualität – negativ: z. B. psychische oder körperlich Bestrafung hemmt die eigene Reifung (z. B. Angst vor dem eigenen ICH)

Anmerkung: Bis gegen Ende der vorstehenden Entwicklungsphasen befindet sich das Kind in einem natürlichen mit Hypnose vergleichbaren Zustand. Alle Prägungen wirken daher wie Suggestionen in einer tiefen Hypnose [vgl. Meinhold, a. a. O., S. 304].

Anale Phase = die überwiegende ICH-Einheit mit der Mutter wird etwas aufgelöst zugunsten des Erlebens von Subjekt und Objekt (ICH- und Außenwelt, Behalten und Loslassen, Geben und Nehmen usw.) – negativ: z. B. übertriebene Reinheit, mangelnde Anerkennung einer (Ausscheidungs-) Leistung, später: zwanghaftes Machtstreben.

Genitale Phase = natürliche Entdeckung der Geschlechtlichkeit und nichtsexueller Liebesbeziehung gegenüber dem gegengeschlechtlichen Elternteil – negativ: z. B. Ödipuskonflikt, Lustfeindlichkeit, aber auch Lustübertreibung, Beziehungsangst, später: Übertragung der Mutter- oder Vaterrolle auf die Partnerin/den Partner.

Individuation = Selbstwerdungsphase; erste Vorbild-Ablöseschritte (z. B. zugunsten von Lehrer, Freunde usw.) – negativ: Verzögerung bzw. Verfestigung der Entwicklungsschritte; auch aus den Vor-Phasen mit veranlasst.

Adoleszenz (Ablösephase) = Entwicklung einer eigenverantwortlichen Weltsicht – negativ: bleibende Suche nach der Verantwortlichkeit anderer (z. B. Elternhaus, Schule, staatliche Organisationen); „Hotel Mama“.

Anmerkung: Die zu jeder Phase angeführten Entwicklungsschritte bzw. Prägungen stellen eine sehr vereinfachte Charakterisierung dar. Darüber hinaus wirken sich Defizite aus vorherigen Phasen aus, d. h. erzeugen u. U. ein komplexeres, sich mehrfach überlagerndes Erscheinungsbild.