Therapie - kann ich etwas dazu beitragen

Bewusstsein und Un(ter)bewusstsein

Entwicklungsgeschichtlich befindet sich der Mensch nach seiner Geburt in einem mit Hypnose vergleichbaren Bewusstseinszustand. Auch im Erwachsenenalter erleben wir hypnotische Zustände unterschiedlicher Tiefe z. B. bei erhöhter Konzentration oder monotoner Tätigkeit. Immer wenn wir nicht ausschließlich logisch-rational denken, sind im Hintergrund hypnotische Bewusstseinszustände beteiligt und beeinflussen einen erheblichen Teil unserer Wahrnehmung, unseres Denkens und unseres Handelns. Lebenserfahrungen werden auch im Unbewussten gespeichert. Der Zugang zum Unbewussten und damit z. B. die Möglichkeit, auch frühe belastende Erlebnissen gesund zu verarbeiten, kann durch den hypnotischen Bewusstseinszustand wieder eröffnet werden.

Anmerkung:  Die Begriffe Unbewusstsein und Unterbewusstsein werden häufig sinngleich verwendet. Freud sprach stets vom „Unbewussten“ [7]. Will man eine Unterscheidung vermuten, kann das Unterbewusstsein gegenüber dem Unbewussten leichter durch bestimmte Techniken wie Hypnose, Meditation oder unbewusste Verarbeitung während des Schlafs zeitnah zugänglich gemacht werden.

Etwa neun Zehntel dessen, was man gelernt und erfahren hat, liegen im Unbewussten (vgl. auch C. G. Jung [1] „Die Archetypen und das kollektive Unbewußte“). Man kann sich daran nicht bewusst erinnern. Dennoch ist dieses Wissen und Erleben vorhanden, beeinflusst damit unser Verhalten und Befinden.

Um eine Änderung oder Verbesserung zu erlangen, ist es unerlässlich, sein eigenes Unbewusstes zu ergründen. Dazu bieten sich unterschiedliche Vorgehensweisen an:

z. B. Fremdhypnose (Hypnosetherapie)

In der therapeutischen Hypnose bleiben sowohl der freie Wille, das Bewusstsein als auch die Erinnerung an das erhalten, was während der Hypnose an Eindrücken und Botschaften aus tieferen Bewusstseinsebenen auftaucht und unter Mithilfe der Hypnosetherapeutin/des Hypnosetherapeuten analytisch bearbeitet wird.

Beispiel: Fokalanalyse

Hier steht ein bestimmtes Verhalten/Empfinden/Einstellung im Brennpunkt (Fokus) der Therapie. Als Beispiele könnte das Beenden des Rauchens oder die Auflösung traumatischer Erlebnisse mithilfe der Hypnose dienen.

Anmerkung:  Zeigt sich bei der tiefenpsychologischen Arbeit, dass doch wichtige Verbindungen zu lebensgeschichtlich bedeutsamen Phasen oder Ereignissen bestehen, kann es ratsam sein, die Therapie auf eine LAH (tiefenpsychologisch-lebensgeschichtlich ausgerichtete Analyse in Hypnose) umzustellen.

z. B. Selbsthypnose

Hierunter zählen Verfahren wie z. B. das Autogene Training. Nach Erlernen und Verfestigen der einzelnen Übungsstufen stellt sich während der Übung „aus dem Selbst“ (= autogen) zunehmend ein vertiefter Ruhezustand ein. Über das vegetative Nervensystem wirken beruhigende Faktoren (Parasympatikus). Bei fortschreitendem Üben lässt sich dadurch dauerhaft z. B. Stress abbauen und die Gesundheit in der gewünschten Weise beeinflussen. Notwendig bleibt die Einsicht, Selbstverantwortung und Konsequenz, mit der die einzelnen Übungsstufen trainiert und damit verinnerlicht werden müssen.

Für Geübte kann neben den vielen unmittelbaren positiven gesundheitlichen Wirkungen mit einem „formelhaften Vorsatz“ zusätzlich auf das Unterbewusstsein eingewirkt werden.

Beispiel: „Ich bewahre Ruhe und Gelassenheit“

Für einen geeigneten formelhaften Vorsatz sind für dessen Inhalt, Aufbau und Anwendung bestimmte Kriterien zu beachten:

  • Sprache – einfache kurze Aussagesätze in Gegenwartsform; auch die Art der verwendeten Vokale haben Wirkung (z. B. phobien- oder angstauslösende Klangbilder möglichst vermeiden).
  • Inhalt – positiv und anschaulich formulierte Formel; Vorsatz, der sich auch erfüllen lässt; keine Verneinungen wie „nicht“, „kein“ oder entsprechende Vorsilben wie z. B. „un“, „ent“. Das Unterbewusstsein nimmt lediglich einfache klare Botschaften auf.
  • Anwendung – formelhaften Vorsatz nur in überschaubaren Zeitabständen wechseln, um die Einprägung (Engrammbildung) zu fördern. Als Übende/r einen adäquaten Bezug wählen, der zwischen direkter Beeinflussung (Intervention – z. B. „Kopf ist angenehm kühl und schmerzfrei“) und therapeutischer Wirkung bewusst unterscheidet (z. B. „Ich bewahre Ruhe und Gelassenheit“, „Alkohol in jeder Situation gleichgültig“). Regelmäßig üben (z. B. zwei bis drei Mal pro Tag etwa drei bis fünf Minuten). Die Dauer einer Übung hängt auch vom Grad der Geübtheit ab.

Ebenso wichtig erscheinen bewusst gestaltete Verhaltensänderungen, die auf der rationalen Ebene anhand bestimmter Übungen erreicht werden können.

Beispiel: ABC-Modell der kognitiven Verhaltenstherapie

(das Modell unterscheidet in einen auslösenden Reiz (A = engl. ‚Activating Event‘), nach der daraus folgenden psychologischen Bewertung/Überzeugung (B = engl. ‚Belief‘) und den daraus sich ergebenden Folgerungen für das Verhalten/Reaktion (C = engl. ‚Consequence‘).

Es lässt einen Zusammenhang erkennen, nach dem Gedanken zu Gefühlen führen und diese ein bestimmtes Verhalten auslösen. Der verhängnisvolle Kreislauf setzt sich mit daraus folgenden weiteren gleichartigen oder ähnlich negativen Gedanken fort.

Durch eine Infragestellung der zunächst vorhandenen irrationalen Überzeugung wird als Ergebnis eine Änderung im Denken, also die Annahme von realistischen Werten und Einstellungen angestrebt (‚kognitive Umstrukturierung‚).

Vereinfachtes Therapiebeispiel: Der Besucher einer Behörde erleidet beim Benutzen des Aufzuges einen Schwächeanfall. Er gelangt zu der Überzeugung ‚Aufzugfahren gefährde seine Gesundheit‘ und meidet von nun an Aufzüge.

Therapeutisch soll eine Überzeugung erreicht werden, dass es zwischen dem Benutzen des Aufzuges und dem Schwächeanfall keinen Zusammenhang gibt. Dies lernt der Besucher, in dem er z. B. nach therapeutischer Vorbereitung bzw. unter therapeutischer Begleitung erneut den Aufzug benutzt, ohne dass die negativen Folgen eintreten. Es kann damit eine Änderung der Einstellung erreicht werden.

Psychotherapie

Die gezielte Behandlung von Folgen, die sich aus der Psyche des Menschen ergeben, nennt man Psychotherapie.

Die Behandlungsansätze unterscheiden sich nach vielerlei Kriterien, z. B. nach der Art der Interaktion (Gespräch, körperorientiert oder unterstützt durch Hypnose).