DV-Organisation

In den an vielen Stellen beschriebenen Möglichkeiten, EDV-Inhalte in die Lernbüroarbeit einzubeziehen, werden hierzu unterschiedliche Integrationsformen deutlich:

  1. Eher spontane, nicht fest etablierte Lösung einer Teilaufgabe. Sie dient parallel zur Unterstützung bzw. tieferer Veranschaulichung des Lernens der betreffenden Stellenaufgabe;
  2. Eher lernzielbezogene Erweiterung mit z. B. fachwissenschaftlichem Schwerpunkt (Bezug zu Nachbarwissenschaften wie Informatik, Sprachen oder Betriebswirtschaft);
  3. Eher Organisationsentwicklung im Blick auf die Anforderungen des Praxissystems (nachzuahmende Wirklichkeit).

Die eher spontanen EDV-Lösungen eignen sich in hervorragendem Maße, aktuelle Lernsituationen adressatengerecht zu erweitern. Didaktische Strukturen werden verfeinert und gefestigt. Die zusätzliche Anschaulichkeit steigert Lernzielerfolg und Lernmotivation.

Beispiel: Einkaufskalkulation (Angebotsvergleich) mithilfe einer Tabellenkalkulation:

Solche auf einen abgegrenzten Bereich bezogenen EDV-Lösungen sind bei der Einrichtung der Lernbüroarbeit überschaubar. Begleitet durch eine durchdachte Planung, lässt sich aus dieser Vorgehensweise idealerweise eine stärker EDV-orientierte Bürosimulation entwickeln.
Die wichtige schülerbezogene Flexibilität bleibt In den Lernanforderungen gewahrt.

Letztlich kann sich aus der Lösung einzelner Aufgaben/Themenstellungen nach und nach das Verständnis größerer Zusammenhänge einstellen (Kategorien Analyse – Synthese, Induktion – Deduktion).

Vgl. nachstehende Abbildung.

Darüber hinaus bieten die hieraus gewonnene Erfahrungen eine gute Grundlage für ein Curriculum, nach dem Lernbürounterricht in einen Lernprozess mündet, der fachwissenschaftlich und didaktisch abgestimmtes Erlernen wichtiger Kompetenzen innerhalb schulischer Bildung ermöglicht (vgl. auch entsprechende Lernziele).
Berufsqualifizierendes Lernen setzt eine abgewogene Dualität zwischen betriebspraktischem und fachsystematischem Lernen voraus, gut erkennbar im dualen Prinzip unseres Berufsbildungssystems.
Ausbildungsgänge ohne die Beteiligung eines der beiden Dualpartner können mit dieser Unterrichtsform zudem eine wirkungsvolle Ergänzung erfahren.

Bedeutung eines Datengerüstes

Lernbüroarbeit, insbesondere innerhalb der funktionsspezialisierten Phase (freie Simulation) benötigt operationale praxisgerechte Daten und Abläufe. Die modellhafte Nachahmung der betrieblichen Wirklichkeit setzt aufeinander abgestimmte aktuelle und auch anschauliche Wirkungszusammenhänge samt dazu gehörender Daten voraus (Konkretisierung, Personifizierung als didaktische Elementarfunktionen). Dieses homogene Datengerüst sollte idealerweise zusätzlich regionalen Anforderungen genügen, eine komplexe nicht einfach zu bewältigende Aufgabe.

Zwei grundsätzliche Vorgehensweisen lassen sich unterscheiden:

  • Schrittweise Entwicklung des Lernbürobetriebes gemäß pädagogischen Grundsätzen (didaktische Mikrostrukturen):

    • vom langsamen Fortschreiten zur größeren Schrittweite, vom kleinen Lernschritt zur größeren Einheit, vom Einfachen zum Komplexen, vom Gegenständlichen zum Abstrakten u. a.


    die sich auch in anderen Kategorien manifestieren können: [6]

    • Kompetenz-, Lern-, Aufgaben-, Handlungsorientierung und Prozessorientierung ebenso wie Ganzheitlichkeit, Öffnung, Autonomie- und Kommunikationsförderung, Mehrsprachlichkeit


    usw.

  • Wirklichkeitsgetreues fertiges Übungsmodell samt komplexer Aufgabenbereiche und aktueller Aufgabenstellungen:

    Praxisorientierung, -qualifizierung und -transfer, Komponentenaktualität, fachwissenschaftliche Relevanz und -ausprägung.

Während die erste Vorgehensweise den Lernenden (die Schülerin/den Schüler) im Mittelpunkt sieht, kann das sogenannte Praxissystem nur begrenzt auf die Lernsituationen eingehen. Dort verwendete Aufgabenlösungen können naturgemäß nicht auf das Lehr-Lern-System Schule übertragen werden.
Der Lernort Schule ist einer didaktisch differenzierten pädagogisierten Form verpflichtet.

Didaktisch-methodische Reduktionsmöglichkeiten

Notwendige Schritte zur Lösung einer Aufgabe sind bei manueller Ausführung leichter überschaubar. Dies gilt auch für EDV-gestützte Ansätze, in welchen der zugrunde liegende Lösungsalgorithmus gedanklich nachverfolgt werden kann, vielleicht auch aus der gedanklichen Lösung hervorgegangen ist.

Vgl. Beispiel zur Anwendung der Tabellenkalkulation.

Ansätze aus Datenbanklösungen lassen sich ebenso realisieren (Beispiel: Verwaltung der Personaldaten).

Für das Lernen notwendige Reduktionsmöglichkeiten sind in einem professionellen Anwendungsprogramm (z. B. Auftragsbearbeitung) kaum vorhanden. Ggf. lassen sich bestimmte Menüzweige ausblenden. Die verbleibenden Möglichkeiten erlauben weiterhin den vollen Funktionsumfang und die damit verbundene Datenmanipulation. Relatives Rücksetzen von Datenständen ist häufig durch gesetzliche Vorschriften ausgeschlossen (Buchführung!). Das Programm erwartet einen gut eingewiesenen oder geübten Benutzer, der das Gerät mit ernsthafter Absicht und Zuverlässigkeit bedient.
Meist werden spezielle, für schulisches Lernen geeignete Versionen aus Kostengründen nicht angeboten. Zudem unterliegen sie einer ständig wechselnden technischen Entwicklung (Updates bzw. Upgrades).
Von Vorteil sind demgegenüber die geprüften Qualitätsmerkmale wie Validität, Objektivität und Reliabilität, aber auch die Lernzielkonformität.
Die den Unterricht leitende Lehrkraft kann sich im Großen und Ganzen auf die beschriebenen Leistungen verlassen. Fehlbedienungen kann ein gutes Programm bis zu einem gewissen Grad abfangen bzw. korrigieren, den Benutzer auch durch Hilfen unterstützen.

Diese angeführten Einschränkungen schließen den Einsatz z. B. an einer Berufsbildenden Schule nicht aus. Vielmehr sollte er nach einem fortgeschrittenen „Lernweg“ als letzte Qualifikationsstufe (Kompetenz) in der Bürosimulation eingesetzt werden. Vorteilhaft wirkt sich dann auch die inzwischen den Schülerinnen und Schülern bereits bekannte Datenumgebung (z. B. Namen der Lieferer und Kunden) aus.
Eine innere Anschauung sowie die Fähigkeit zum Transfer stellt eine besondere Kompetenz dar.

Warenwirtschaftssysteme

ERP / CRM – Software

ERP bezeichnet Software zur Lösung vielfältiger unternehmerischer Aufgaben („Enterprise-Resource-Planning“). Der Schwerpunkt liegt auf der Organisation der innerbetrieblichen Abläufe.
CRM beschreibt vor allem die Kommunikation mit den Kunden (z. B. Kampagnen-Management, Verwaltung, Geschichte – „Customer Relationship Management“)

Open-Source-Software

Hier handelt es sich um Softwarelösungen, bei denen ein breiter Kreis an Erstellern („Community“) beteiligt und die Programme (Quellcode) öffentlich („Open Source“) sind. Die Programme sind allgemein kostenlos nutzbar. Entstehende Kosten werden häufig durch Spenden der Nutzer bzw. Sponsoren aufgebracht.
Der Vorteil der kostenlosen Nutzung sollte ggf. mit bestimmten Risiken oder Nachteilen in der geringeren Betreuung, Produktkonstanz oder Qualitätssicherung aber auch einer größeren Flexibilität gesehen werden.

Beispiel: Kostenloses ERP / CRM – System Dolibarr [9]  (https://sourceforge.net)

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