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Einrichten eines Lernbüros

Ein Einrichtungskonzept kann scheitern, wenn die ersten Überlegungen zu „hardware-bestimmt“ sind. Ein guter Gedanke „Lernbüro“ wird mit einer Mittelfreigabe bedacht.  Es gilt, diese Gelegenheit zu nutzen und zu investieren.

Diese Gelegenheit muss allerdings zu den richtigen Investitionsentscheidungen führen. Fehlentscheidungen können eine negative Festschreibung bedeuten. „Jetzt haben wir die Computer, also müssen diese auch eingesetzt werden“, könnte das Fazit lauten.

Lernbüro vs. Lernlabor

Das Lernlabor kennzeichnet einen Ort, an dem jeweils Lerngruppen zu unterschiedlichen Anlässen gemeinsam Erfahrungen zu einem ausgewählten Themenbereich sammeln können. Die Definition Labor ermöglicht auch eine eher experimentelle Vorgehensweise u. a. durch eine bestimmte Stoffauswahl bzw. eigens formulierter Lernziele anderer Fachdisziplinen (Unterrichtsfächer).

Übertragen auf das Lernbüro einer berufsbildenden Schule, bieten sich idealerweise beide didaktischen Ansätze an. Sie müssen jedoch in ihrer unterschiedlichen Lernsystematik gesehen und beachtet werden.

Diese Herausforderung lässt sich insbesondere mittels der Informations- und Datenverarbeitungstechnologie bewältigen. Die durch die Unterrichtsleiterin/den Unterrichtsleiter vorzubereitende Unterrichtsplanung kann DV-gestützt erstellt und situativ lernadäquat abgerufen werden. Das so notwendige didaktisch-methodische Steuerungsmodell wird in der täglichen Unterrichtsrealität häufig unterschätzt. Es besteht die Gefahr des nachhaltigen Scheiterns.

Die Unterrichtsvorbereitung sollte sich  an pädagogischen Grundsätzen ausrichten.

Anmerkung:
In einem Lernbüro findet Lernen in einer didaktisch organisierten handlungsbestimmenden Form statt. Eigenverantwortung der Schülerinnen und Schüler und deren Fähigkeit,  Aufgaben selbstständig zielgerichtet zu organisieren und zu lösen, stehen im Vordergrund. Im Bereich der berufsbildenden Schule kommen kaufmännische Verwaltungsaufgaben wie das Arbeiten in einer nachgeahmten Unternehmensverwaltung zur Anwendung (Bürosimulation, Simulationsfirma).

Langfristiger Erfolg vs. schnelle Effekte

Eine schulische Erfahrung besteht darin, dass curricular begründete neue Lehr-/Lernansätze (Lehrpläne) in ihrer schulischen Umsetzung eine gewisse Zeit benötigen. Verhängnisvoll wird es, wenn weitere Neuerungen (Kompetenz- und Lernzielkataloge) vor der notwendigen Evaluation bestehender verordnet werden. Das Engagement der Lehrerinnen und Lehrer leidet darunter, mündet im schlimmsten Fall zu der fatalistischen Feststellung, sich lieber ruhig zu verhalten, bis die „neue Welle“ erst einmal vorbeigerauscht ist. Manchmal hört man auch die Bemerkung, „es sei alles schon mal dagewesen“.

Für die Planung des Projektes Lernbüro gelten diese Beobachtungen in besonderem Maße. Der Erfolgsdruck ist dabei um so höher, je höher die begleitenden Investitionen ausfallen. Angestrebte Kompetenzen und Lernziele weisen einen hohen Grad an Komplexität auf, weil sie neben zahlreichen funktionellen gerade personale Qualifikationen vermitteln können.

Ausgehend von einem über viele Jahrzehnte anerkannten Wert der Lernbüroarbeit erklärt sich so auch der relativ geringe Grad einer breiten dauerhaften Umsetzung. Diese könnte nur dann gelingen, wenn sich seitens der Verantwortlichen mehr dauerhafte Überzeugungen, aber auch eine solidere Planung und Umsetzung einfänden.

Fazit:

Die Vorgehensweisen lassen sich sehr gut mit Phasen eines unternehmerischen Projektmanagements vergleichen. Zielsetzungen und Planungen sowie die folgenden Entscheidungs- und Realisierungsprozesse sind notwendig, tragen auch eine gewisse Flexibilität (Rückkopplungseffekte) in sich, ohne das eigentliche Ziel zu vernachlässigen. In Organisationsabläufen wie z. B. der EDV hat sich die Erstellung eines Lasten- bzw. Pflichtenheftes als Planungs- und Rechtfertigungsgrundlage bewährt.

Überlegungen zur Einrichtung

Mit dem Begriff „Einrichtung“ wird der sinngleiche Begriff „Installation“ absichtlich vermieden, wird in der schulischen Realität unter letzterem in erster Linie die Beschaffung von EDV-Hardware, Software und weiterem Bürogerät verstanden. Eine unterrichtliche Einbettung und Abstimmung unterbleibt zunächst. Standardmäßig verbreitete Anwendungen (z. B. Office-Software) sind dabei verhältnismäßig einfach zielorientiert zu implementieren. Notwendig ist ein konsistentes Datengerüst (Datenstruktur), wie es auch bei der manuellen Lernbüroarbeit vorhanden sein muss: z. B.

»  unmittelbare Organisation:

    • Daten der Simulationsfirma
    • Kunden- und Liefererdaten
    • Daten weiterer Dienste (sog. Außenstellen)
    • Artikel-, Lager- und Finanzdaten
    • Stellenbeschreibungen, insbesondere Arbeitsanweisungen
    • grundsätzliche Funktionsabläufe (Algorithmen)
    • Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

»  didaktische und methodische Hinweise

»  Inhalte und Aufgaben benachbarter Fächer (Nachbarzisziplinen):

     z. B. Fremdsprachen, Informatik, Deutsch, Betriebswirtschaft

usw.

Lokalbezug und Aktualität beim Datengerüst

Die Schülerinnen und Schüler als Beschäftigte innerhalb des Lernbüros erwarten eine aktuelle praxisnahe „Bürosimulation“. Anfragen richten sich nicht an Carla Mustermann aus Musterhausen, sondern eine konkret erscheinende „Simulationsfirma“ oder ein „Simulationsgeschäft“ z. B. aus dem der Realität nahekommenden Kreis der Geschäftsfreunde. Adressen samt Postleitzahl, Telefonnummern, Bank und Kontodaten usw. gehören dazu. Solch eine Datenzurüstung würde dem pädagogischen Grundsatz der Konkretisierung, der Aktualität sowie dem Sachbezug entsprechen. Ein anschauliches Beispiel stellen z. B. auch die aktuellen Daten der Kunden und Lieferer der Sapello GmbH dar, deren Rechtsform einer ständigen Änderung unterliegt (z. B. Handelsketten).

Das so erreichte Ergebnis eines Datengerüstes sollte grundsätzlicher Datenhintergrund für alle betriebswirtschaftlichen Fächer einer Wirtschaftsschule sein. Das Lernen und die Identifikation mit dem Lernort Schule würden so in einem nicht unerheblichen Maße gefördert.

Kommunikation und Gesprächstechnik

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Kommunikation im Lernbüro anwenden bzw. schulen

Kommunikations- und Gesprächstechniken sind für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unabdingbare Voraussetzung zum erfolgreichen Management bürowirtschaftlicher Aufgaben und Abläufe.

Ein großes gewerbliches Schulungsangebot belegt dies.
Berufsbildende Schulen haben z. B. darauf mit qualifizierenden Lehrplänen reagiert – beispielsweise mit dem Lehrplan für die Fachschule … des Landes Rheinland-Pfalz [10]. Neben vielfältigen Kompetenzen spricht dieser auch von „Selbstkompetenz“ für Schülerinnen und Schüler.
Zur Erlangen dieser Kompetenzen sind grundsätzlich keine besonderen Ausstattungen notwendig. Bestimmte Fertigkeiten zu erlangen, lässt allerdings Kommunikationsgeräte situativ als sinnvoll erscheinen. U. a. können sie Übungsfolgen und Abläufe aufzeichnen. Vorteile sind z. B.

  • sprachliche Artikulation,
  • personale Bildung (Selbstsicherheit, Selbstständigkeit, Selbstkontrolle).

Bei der Bürosimulation sollen auch negative Auswirkungen nicht unerwähnt bleiben:

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z. B. beim Telefongespräch

  • Dialoge entziehen sich unmittelbarer Kontrolle
  • Vereinbarungen sind nicht mehr oder nur schwer überprüf- und nachweisbar.

Je nach Lernarrangement erfolgt der Lerndialog mithilfe aktueller Kommunikationssysteme:

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z. B. Arbeiten mit sogenanntem „Headset“

  • das Sprechen und Hören erfolgt frei von Rückkopplungseffekten,
  • Aufzeichnungen können gleichzeitig erfolgen.

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