Bürosimulation - Theoretischer Teil

Management - Team - Die Gruppe im Betrieb

Gruppenbegriff und Gruppenkonflikte

Als Ergebnis der arbeitsteiligen Gliederung entstehen innerhalb des Betriebes „Gruppen„. Zwischen den Gruppenmitgliedern spannt sich ein Netz sozialer Beziehungen, die nach außen durch das Verhalten und die Art, wie die Mitglieder miteinander in Verbindung stehen, deutlich werden.

Allgemein spricht man erst dann von einer Gruppe, wenn sie zahlenmäßig begrenzt (nicht mehr als etwa 30 Mitglieder) und persönlicher Kontakt vorhanden ist, sie regelmäßig zusammentrifft und dabei bestimmte Verhaltensweisen (Interaktionen) der einzelnen Gruppenmitglieder ausgebildet werden.

Innerhalb des Betriebes unterscheidet man zwischen Rang- und Arbeitsgruppen. Ranggruppen bilden sich aus Betriebsangehörigen gleichen Ranges. Steigt ein Mitglied dieser Ranggruppe in den nächst höheren Rang auf, kann es zu Spannungen kommen. Gegenüber seinen bisherigen Kollegen wird es zum Vorgesetzten. Der Konflikt verstärkt sich, wenn der Aufsteiger in seiner alten Gruppe nicht als ausreichend fähig angesehen wurde.

Im Gegensatz hierzu bilden sich Arbeitsgruppen aus rein funktionellen, also aufgabenbezogenen Gesichtspunkten. Denkt man an die Arbeitsgruppe im Betrieb, fallen bestimmte Kennzeichen auf. Ihre Mitglieder verfolgen ein gemeinsames Ziel (z. B. Verdienst des Lebensunterhaltes, Fertigstellung eines Auftrages) und entwickeln dazu bestimmte Verhaltensregeln (Normen) wie angenehme Zusammenarbeit, gegenseitige Information usw.

Aufgrund von Zielsetzung und Normen sowie der persönlichen Eigenart der Gruppenmitglieder verteilen sich soziale Rollen (Anführer, Mitläufer, Außenseiter).

Jeder Mensch kann gleichzeitig Mitglied mehrerer Gruppen sein: seiner Familie (Primärgruppe), Arbeitsgruppen, Freizeitgruppen usw. Seine soziale Rolle kann entsprechend unterschiedlich sein. Sie wird an den Erwartungen der Gruppe gemessen, die sich ihrerseits aus den Gruppennormen ergeben.

Verhält sich ein Gruppenmitglied nicht nach seiner zugedachten Rolle, kommt es zu Konflikten. Beanspruchen dadurch zwei die gleiche Rolle, spricht man von Rollenkollision.

Erwartet man von jemand verschiedene Rollen, die er nur unter bestimmten Bedingungen gleichzeitig erfüllen kann, besteht die Gefahr der Rollenunvereinbarkeit.

Beispiel:

Der Leiter einer Abteilung soll einerseits bei seinen Mitarbeitern beliebt sein, andererseits zu Leistungen auffordern und kontrollieren.

Anmerkung: Gruppe in Sozialen Medien

Abweichend von den in einer betrieblichen Organisation vorhandenen Gruppen definieren sich sogenannte „Soziale-Medien-Gruppen” mithilfe des Internet. Sie sind in der Regel nicht Bestandteil einer organisatorischen Einheit wie der eines Betriebes, entziehen sich beobachtbar jeder vermeintlichen „höheren Autorität“ (hierarchischen Eingliederung innerhalb eines Betriebes). Wichtig für sie ist ein „gemeinsames Ziel” zu erreichen. Dieses „Ziel″ ergibt sich aber oft nur aus informellen, teilweise sich auf der Anonymität der Gruppenmitglieder stützenden Interaktionen. Häufig bestehen Gruppenziele aus Negationen, aus Aussagen, was man nicht will oder, was nicht geschehen solle oder, wen man nicht mag. Eine nach wissenschaftlichen Erkenntnissen gebildete Gruppenstruktur mit einem abgeleiteten und überprüfbaren Zielsetzungs- und Planungsprozess liegt in der Regel nicht vor. Der „Gruppendialog” findet in den sogenannten Foren des Internet z. B. als „Chat″ oder mittels kurzer Nachrichten in Text, Bild oder Video statt. Die Gruppenstruktur (vgl. unten) lässt sich nur scheinbar als „Vollstruktur” kennzeichnen.

Stimmen die Erwartungen der Gruppe nicht mit der eingenommenen sozialen Rolle eines Mitgliedes überein, versucht die Gruppe durch Maßnahmen wie ‚Überreden‘ oder ‚Lächerlichmachen‘ Druck hinsichtlich der Gruppennormen auszuüben. Der gleiche Druck entsteht jedoch auch, wenn ein Mitglied gelobt wird, weil es sich entsprechend den Gruppenvorstellungen verhält (Konformitätsdruck). Es wird ihm schwer lallen, seine Rolle neu zu bestimmen oder zu verlassen.

Management durch Delegation von Verantwortung

Bestimmte Organisationsformen wie beim Beispiel der Matrixorganisation sind auf die Zusammenarbeit einer Gruppe, einem Team, in besonderer Weise angewiesen. Neben den hierfür beschriebenen grundsätzlichen Anforderungen an die einzelnen Team-Mitglieder können zusätzliche Belastungen „von außen“ in das Team hineingetragen werden:

Die einem Team übertragenen Aufgaben erfordern neben den daraus abzuleitenden realisierbaren Zielen ein angemessenes Maß an Planungs- und Entscheidungsbefugnissen. Andernfalls kann es zu Überforderungen, Schlechterfüllung und dem Verlust der Motivation kommen.

Strukturformen

Die gegenseitigen Bindungen der einzelnen Gruppenmitglieder stehen in umgekehrtem Verhältnis zur Größe der Gruppe. Durch Kommunikationsmängel und Probleme der Rollenverteilung (z. B. wer ist Gruppenführer?) entstehen bei steigender Mitgliederzahl zunehmend Konfliktmöglichkeiten.

Im Betrieb hängt der Gruppenaufbau (Struktur) weitgehend von den organisatorischen Voraussetzungen und der Art des Führungsverhaltens der Vorgesetzten ab.

Den Teil der Gruppenstruktur, der der betrieblichen Organisation entspricht, bezeichnet man als formelle Struktur. Außerdem bilden sich zwischen den Gruppenmitgliedern zusätzliche, informelle Beziehungen aus, die die formelle Struktur ergänzen oder stören können. In positivem Sinne kommt es zu ausgeprägter Kommunikation. Die Gruppe wächst zu einem Ganzen, sie ist gut integriert.

Die Entwicklung nimmt einen negativen Verlauf, wenn formelle und informelle Rollenverteilungen unterschiedlich sind. Spannungen können auftreten.

Die Rolle der/des Vorgesetzten, sei es in einer mehr autoritär (dirigistisch) oder mehr kooperativ aufgebauten Organisation, besteht aus zwei wichtigen Aufgaben:

  1. Sie/Er muss dafür sorgen, dass die vom Betrieb gewünschte Leistung erbracht wird (Funktion der Zielgerichtetheit oder Lokomotion).
  2. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen mit sich und ihrer Arbeitsleistung zufrieden sein – eine Voraussetzung zu gutem Betriebsklima (Funktion des Zusammenhaltes oder Kohäsion).

Autoritär geführte Gruppen sind unter bestimmten Umständen zu guten Leistungen fähig.

Der fehlende Zusammenhalt der Gruppenmitglieder wird durch dirigistisches Verhalten der/des Vorgesetzten überformt. Informelle und formelle Gruppenstruktur zeigen wenig Abweichungen. Alle Kontakte laufen über Vorgesetzte. In Belastungssituationen lässt aber der lose Zusammenhalt der Gruppe rasch nach, Vorgesetzte geraten in Gefahr, die Kontrolle zu verlieren.

Aus der Gruppenstruktur lassen sich bestimmte grundsätzliche Interaktionen der Gruppenmitglieder ableiten:

gruppenstrukturen

Fragen und Aufgaben

  1. Wann spricht man von einer Gruppe?
  2. Erläutern Sie Rang- und Arbeitsgruppen!
  3. Welche Einflussgrößen bestimmen die soziale Rolle eines Gruppenmitgliedes?
  4. Nennen und beschreiben Sie zwei typische Konfliktsituationen!
  5. Kennzeichnen Sie formelle und informelle Gruppenbeziehungen!
  6. Erklären Sie die wichtigen Funktionen in der Rolle eines Vorgesetzten!
  7. Situation: Beobachten Sie die einzelnen Interaktionen Ihrer Gruppe (z. B. Klasse)!
    Ordnen Sie nach Ihrer Einschätzung die sozialen Rollen Anführer, Mitläufer und Außenseiter zu!

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