Bürosimulation - Theoretischer Teil

Managementfunktion Entscheiden

Die Abteilung Einkauf muss einen Artikel nachbestellen. Es liegen Angebote von drei verschiedenen Lieferern vor. Der Abteilungsleiter vergleicht die Angebote miteinander und entscheidet sich für das günstigste. Entscheiden heißt also Auswählen zwischen mehreren Möglichkeiten. Zugrunde liegen verschiedene Entscheidungskriterien (Unterscheidungsmerkmale) wie Preise, Zahlungsbedingungen, Lieferzeiten, Zuverlässigkeit, persönliche Bindungen u. a.

Von den genannten Kriterien sind einige zahlenmäßig messbar, also objektiv feststellbar. Zuverlässigkeit und persönliche Bindungen sind personenbezogene (subjektive) Unterscheidungsmerkmale, die oftmals nur unbewusst für die Kaufentscheidung eine Rolle spielen. Sie müssen, soweit notwendig, bewusst gemacht werden.

Das Ergebnis der Entscheidung kann darüber hinaus durch Nebenbedingungen beeinflusst werden, Sie engen als bindende oder auch wünschenswerte Größe den Entscheidungsraum ein. Der Einkaufspreis darf bzw. soll z. B. die Preisgrenze von 22,50 EUR je Einheit nicht überschreiten.

Die beste Lösung, die allen Nebenbedingungen gerecht wird, nennen wir optimal.

Innerhalb des Regelkreis-Modells stellt die Funktion Entscheiden zwischen den Funktionen Planen und Realisieren. Kontrolle kann direkt oder indirekt (über die Funktionen Planen bzw. Ziele setzen) auf die Managementfunktion Entscheiden einwirken. Im letzten Fall ist es denkbar, dass die einzelnen Entscheidungskriterien (Ziele oder Nebenbedingungen) verändert werden.

Der Entscheidungsprozess verläuft in folgender Reihenfolge:

  1. Problem bestimmen und zerlegen
  2. Festlegen der Entscheidungsmerkmale
  3. Informationen über verschiedene Möglichkeiten beschaffen
  4. Entscheidungsmerkmale gewichten
  5. Möglichkeiten anhand der einzelnen Merkmale bewerten
  6. günstigste Möglichkeit auswählen (Entschluss)

Ein geeignetes Verfahren, um den Entscheidungsprozess zu veranschaulichen, ist die sogenannte Nutzwertanalyse. Sie beinhaltet Wertungen, die zwar subjektiv sein können, aber als solche bewusst gemacht werden. Der Entscheidungsprozess wird in eine Form gebracht und damit überprüfbar.

Beispiel:

Ein Berufsfachschüler (Handelsschüler) steht vor der Abschlussprüfung. Bereits mehrere Monate vor seiner voraussichtlichen Entlassung aus der Schule macht er sich über seinen weiteren Werdegang Gedanken. Nach Analyse des Problems sieht er grundsätzlich drei Wahlmöglichkeiten:

  1. Besuch einer weiterführenden Schule.
  2. Eingehen eines Ausbildungsverhältnisses.
  3. Eintritt in ein Anlernverhältnis.

In der nächsten Stufe des Entscheidungsprozesses legt er folgende Entscheidungskriterien fest:

  • geografische Lage des Arbeitsplatzes
  • Entwicklungsmöglichkeiten
  • Bezahlung
  • Tätigkeit
  • Betriebsklima

Anhand dieser Kriterien sind nun zu den drei Wahlmöglichkeiten Informationen zu beschaffen.

Der Schüler lässt sich vom Arbeitsamt beraten, befragt Bekannte, spricht bei den betreffenden Stellen vor usw. Das Ergebnis wird in einer Mehrfeldertafel (Matrix) dargestellt. Sie stellt das erste Element der Nutzwertanalyse dar.

Es folgt nun die Bewertung der einzelnen Möglichkeiten anhand der einzelnen Kriterien. Entspricht eine Möglichkeit ganz einem bestimmten Kriterium, wird die volle Punktzahl eingesetzt. So scheint das Betriebsklima in der Großhandlung vielversprechend. Es erhält die ganze Punktzahl 15.

Nach Vollendung der fünften Stufe des Entscheidungsablaufs lassen sich die drei Wahlmöglichkeiten miteinander vergleichen. Die Anzahl Punkte, die anhand der fünf Kriterien zuerkannt wurde, verdeutlicht den Nutzwert.

Die Entscheidung, der eigentliche Entschluss, muss zugunsten der Möglichkeit fallen, die den größten Nutzwert aufweist. In unserem Fall trifft dies mit 65 Punkten auf das Anlernverhältnis zu.

Nebenbedingungen können die Wahl der optimalen Möglichkeit beeinflussen.

Beispiele

  1. Bestehen der Abschlussprüfung
  2. Anfahrtswege nicht weiter als 20 km
  3. Keine Lehrstelle vorhanden

Werden die Nebenbedingungen als bindend angesehen, kann der Entschluss schließlich nur noch zugunsten der ersten Möglichkeit, dem Besuch einer weiterführenden Schule, ausfallen.

Fragen und Aufgaben

  1. Welcher Unterschied besteht zwischen subjektiven und objektiven Entscheidungskriterien?
  2. Welchen Einfluss haben Nebenbedingungen?
  3. In der Nutzwertanalyse gehen subjektive Größen mit ein. Weshalb führt sie trotzdem zu einer sinnvollen Entscheidung?
  4. Situation: Die Sapello GmbH möchte ihr Warensortiment um einen Artikel erweitern. Drei neue Artikel (A, B, C) stehen zur Wahl. Die Abteilungen Einkauf, Marketing, Verkauf, Lager und Rechnungswesen wirken an dieser Entscheidung mit. Legen Sie nach Ihrer Einschätzung etwa vier Entscheidungskriterien sowie deren gegenseitige Gewichtung fest!

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